Vor wenigen Tagen besuchte mich Freund S. wieder. Er überwintert seit etwa 25 Jahren regelmäßíg auf den Philippinen, und kommt jedes Jahr zuverlässig Anfang Dezember auf eine Tasse Kaffee vorbei. Diesmal ließ er sich aber nicht blicken bis zum letzten Sonntag. Ich habe mir nichts dabei gedacht.
Nachdem wir uns bei unserer ersten Begegnung, vor einem Dutzend Jahren, mal über Politik unterhielten, und ich ihn dabei auf die katastrophalen Zustände in seinem norddeutschen Mini-Bundesland – Clanunwesen der Miri, korrupte Kuscheljustiz und ebensolche und noch dazu unfähige Regierung, niedrigstes Bildungsniveau, hohe Arbeitslosigkeit – aufmerksam machen wollte, da unterbrach er mich abrupt: „So ein Quatsch! Und außerdem interessiert mich das nicht die Bohne!“ Und er gab zu verstehen, dass er entweder die Linke oder die Grünen wählt. Danach habe ich in den Gesprächen mit ihm nie wieder Politik erwähnt.
Als er letzten Sonntag plötzlich auftauchte, und kaum dass ich ihn mit „Na, was gibt‘s Neues?“ begrüßte, da sprudelte es aus ihm nur so heraus: Kurz nach seiner letzten Rückkehr nach Deutschland wurde er direkt vor seiner Haustür von sechs arabischen Teenagern von hinten überfallen. Nach dem ersten Schlag auf den Hinterkopf verlor er sein Bewußtsein, fiel wie ein Brett auf den Bürgersteig, schlug mit dem Kopf hart auf, die Araber traten dann mehrmals gegen seinen Kopf wie gegen einen Fußball, und hätte sie nicht irgendetwas verschreckt, so hätten sie ihn wahrscheinlich zu Tode getreten. Sein Gesicht wird seitdem von mehreren Titanplatten zusammengehalten, und die permanenten Kopfschmerzen sind auch eine Plage – aber das schlimmste sei das Trauma, das tiefe Spuren in seine Gesichtszüge eingraviert hat; er ist nicht mehr dieselbe Person wie bis zu unserem letzten Abschied vor gut einem Jahr.
Dieser Beinah-Mord war der lokalen Bildzeitung noch gerade einen Dreizeiler auf Seite 5 unten wert. Von den Tätern, die nur dank einer Überwachungskamera vor einem nahen Laden identifiziert werden konnten, bekam der eine acht Monate auf Bewährung (die er schon in der U-Haft absaß), der zweite 500 Euro aufgebrummt, der Rest konnte so nach Hause gehen. Der Prozeß kurz vor Weihnachten, bei dem er als Zeuge aussagte, war der Grund für seine Verspätung.
Als er mit seiner Erzählung fertig war, sagte er ungefragt: „Jetzt wähle ich nur noch die AfD!“
An meinen Freund S. mußte ich gerade denken, als ich diesen Artikel bei TE – über die Vorgänge anläßlich der Thüringer Landtagswahl, als letzte Glieder einer Kette permanenter Verfassungsbrüche seitens Merkel und andere Politiker, las.
Deutsche wie Freund S. sind der Homo politicus germanicus schlechthin – mit anderen Worten: der völlig unpolitische Mensch. In seinem Alltag beachtet er überhaupt nicht, was die Politiker machen. Sein politisches Interesse reicht allenfalls bis zu seiner Nasenspitze. Was einen Rechtsbruch anbetrifft, da wird er nur fuchsig, wenn ihm das Umtauschrecht nach Weihnachten zu kurz greift, oder sein Nachbar für die auf sein Grundstück gefallenen drei Stück Laub zu milde bestraft wird. Wenn aber die Politiker das hohe, ja das höchste Recht und Gesetz täglich brechen, auf das Grundgesetz und die anderen Staatsgesetze pfeifen – das interessiert ihn nicht die Bohne, wie meinen Freund S., bis, ja bis ihm jemand buchstäblich den Schädel einschlägt. Bestenfalls da wacht der Durchschnittsmichel auf – wenn er den Angriff überlebt hat – und erkennt, dass etwas schiefläuft. Es ist dann aber meist zu spät, um die Mißstände noch beheben zu können. Irgendwann bin ich zu dem Schluss gekommen, dass der Deutsche für die Demokratie nicht gemacht ist. So sehr er sein Haus und Hof sauber kehrt – so sehr vernachlässigt er sein Heimatland. Die offenen Landesgrenzen einerseits und zugleich die Merkel-Legos um seine Marktplätze herum andererseits machen diese Haltung sichtbar.
Diese deutsche Gleichgültigkeit, die häufig blitzartig in das Gegenteil umschlägt, irritiert bisweilen die Nachbarn. Den Unterschied zwischen den Deutschen und etwa den Polen zeigte deutlich die Reaktion in den beiden Ländern damals 2015 – auf dem Höhepunkt der Invasionswelle – auf die tatsächliche bzw. angekündigte Aufnahme von „Flüchtlingen“. Während in der BRD die 1,5 Millionen tatsächlich eingefallenen Invasoren allerorten für euphorische Teddywerferinnen sorgten, brachten in Polen die lediglich a n g e d r o h t e n 4.500 (in Worten: vier-ein-halb-tausend) „Wilde“, verteilt auf 3 (in Worten: drei) Jahre, die halbe Nation auf die Straße. Als die Nachricht aus Brüssel bekannt wurde, gab es am selben Tag im ganzen Land spontane Massenproteste, und ihre unbedachte Zusage in Brüssel brachte dieser Regierung eine krachende Niederlage bei der nächsten Wahl bei. Unnötig zu sagen, dass die Polen keinen einzigen der Merkel-Invasoren genommen haben.
Als mein Freund mir von seinem Unglück erzählte, musste ich auch an den Beitrag in meinem Blog von 2015 denken, der nichts an seiner Aktualität verloren hat:
https://willanders.wordpress.com/2015/10/20/die-deutschen-und-die-demokratie-ein-ding-der-unmoeglichkeit/
Wenn ich eine Prognose für Deutsche und Polen wagen solle, dann komme ich zu dem Schluss: Noch ist Polen nicht verloren – Deutschland allerdings schon. Denn drüben ist die Demokratie ein mit vielen Opfern erkämpftes Gut – in der BRD dagegen ein ungeliebtes Geschenk, das man dann und wann vom Staub befreit, das aber ansonsten im höchsten Regal, ganz hinten, unbeachtet vor sich hin gammelt.