Willanders – Rechts vor Links

15. November 2016

Die globale Arroganz der Ahnungslosen

Filed under: Demokratie,Medien,Politik,Staat,Wahlen — willanders @ 19:09
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brexit-england

Wir sehen hier zwei Karten. Die eine zeigt das Wahlergebnis der Präsidentenwahl in den USA 2016 (wobei die roten Flächen die Trump-Erfolge, die blauen die Clinton-Gebiete zeigen);  die andere die Brexit-Abstimmung in England. Was haben die beiden Karten gemeinsam? Den Unterschied zwischen Stadt und Land. In beiden Ländern hat die Landbevölkerung, die Menschen außerhalb der Metropolen, genau das Gegenteil zu den Städtern gewählt. In Großbritannien bleibt nur London übrig. Und was haben die beiden Wahlen gemeinsam? In beiden Fällen haben die Journalisten wie die professionellen Wahlprognostiker allesamt, auch in Deutschland, falsch gelegen. In beiden Fällen hatten sie Brexit und Trump völlig ausgeschlossen. Wie ist das möglich?

Ich denke, es hat mit der allgegenwärtigen Arroganz der Medien und der Wahlforscher, sowie mit der Selbstgerechtigkeit der Politiker zu tun. Nicht nur in Amerika und Großbritannien, sondern auch bei uns. All die professionellen Meinungsfabrikanten haben sich völlig verschätzt und bis auf die Knochen blamiert. Seit Jahren schon beschimpfen sie das Volk außerhalb der Hipster-Metropolen. Das Rassisten-Pack und die Arschlöcher in Dunkeldeutschland heißen racist and sexist rednecks in Amerika. Die hippen Pulsfühler in ihren vollklimatisierten Redaktionen haben nicht verstanden, dass die völlig verblödeten Hinterwäldler die Welt da draußen, hinter ihren Panoramafensterscheiben, viel besser erfassen als sie selbst.

Was all die Schmierfinken der Welt vereint, ist ihre globale Arroganz. Ob in Deutschland, Amerika oder Großbritannien – sie alle beschreiben nicht, berichten nicht – sie retten die Welt, sie trichtern uns ihre Meinung als die einzig richtige ein und beschimpfen uns, wenn wir nicht so tun wie sie wollen. Selbst die dramatisch sinkenden Verkaufzahlen ihrer Produkte vermögen sie nicht zu überzeugen, dass ihr Publikum längst den Saal verlassen hat, und die die noch in ihren Polstersesseln hängengeblieben sind, sind schon vor langem eingeschlafen und schlummern nur noch vor sich hin.

Das Weiter-so! der Journalisten nach den beiden Abstimmungen im Ausland und nach den letzten Wahlen in Deutschland zeigt, dass die Medienleute immer noch nicht begriffen haben, dass nicht nur die von ihnen hochgeschriebenen Politiker verlieren, sondern dass sie es selber sind. Sie lernen auch nicht aus den – seltenen – Begegnungen mit den ehemaligen bzw. potenziellen Lesern da draußen, die da bei den Pegiden dieser Republik spazieren gehen. Dass sie von den Menschen verhöhnt werden, halten sie für deren Blödheit. Sie verstehen nicht, dass der Arbeiter, Angestellte, ja der Akademiker kein Vertrauen mehr zu ihnen hat. Kann man den Menschen das verübeln?

Die Journalisten und die Politiker machen sich über ihr Wahlvolk und ihren Leser lustig, über seine Bildung, Kleidung und Aussehen. Sie beschimpfen uns für unsere Ansichten. Sie halten unsere kritische Haltung für Verblendung, unsere Ablehnung für Hass. In ihrer Blase lebend interessieren sie sich für uns, für das was uns bewegt, was uns Angst macht,was wir wollen, den feuchten Dreck. Sie halten uns für hoffnungslos dumm und rückständig – und betrachten es für ihre heilige Pflicht, uns zu der richtigen Meinung und Haltung zu erziehen. Denn sie halten sich für die alleinigen Inhaber der höchsten Wahrheit. Sie, die Hohenpriester, wissen, dass unsere falschen Ansichten das Werk der bösen Geister der AfD und Pegida sind.

Sie denken wirklich, sie brauchen sich nur genug über uns lustig zu machen, dann werden wir schon irgendwann einsehen, wie blöd wir sind und wie falsch wir bisher lagen. Sie brauchen uns nur oft genug Nazi schimpfen, dann reihen wir uns folgsam in die Riege der Konformen ein.

Nach den beiden grandiosen Niederlagen, könnte man meinen und hoffen, dass diese Eliten etwas dazu gelernt haben, ein wenig Bescheidenheit vielleicht. Weit verfehlt. Die Presseerzeugnisse und die Aussagen der Politiker allerorten zeugen vom Gegenteil. Natürlich hätten sie richtig gelegen, im Prinzip zumindest. Wer falsch lag, das war der blöde Wähler. Wer hätte gedacht, dass es noch mehr Rassisten, Sexisten, Xeno- und Islamophobe, Frauenfeinde und andere Schädlinge in der Welt da draußen gibt, als sie ohnehin ausgemacht haben. Es ist also noch schlimmer um die Welt bestellt, als sie bisher angenommen haben, folglich müssen sie ihre Anstrengungen noch verstärken. In ihrem Lauf hält sie niemand auf, denken sie.

Der heutige Journalismus und der regierungsamtliche Populismus ähneln immer mehr dem dreckigsten Internet in Twitter, Facebook und Co.: Man sammelt genug Gleichgesinnte, startet einen Shitstorm und versucht jeden niederzubrüllen, der eine andere Meinung zu äußern wagt, in der Hoffnung, dass diese Meinung damit tot ist. Das Ergebnis der Abstimmungen in USA und GB sei dann nicht die verstandesmäßige Ablehnung der EU bzw. der korrupten Lügnerin und Kriminellen namens Clinton, ihrer „Hillary“, gewesen – nein! es war ein feiger Anschlag auf Gleichheit, Brüderlichkeit, Buntheit, Gerechtigkeit, auf Friede, Freude und den Eierkuchen. Wo sind die Zeiten, als man sich gegenseitig zuhörte, mag das Gegenüber noch so abstruse Meinung geäußert haben. Das betrachtete man als das Fundament unserer Demokratie und nannte das Meinungsfreiheit. Heute ist der Andersdenkende und -meinende automatisch ein Feind.

Der neueste Schrei unter den Meinungsführern sind Ergebnisse, die ein Algorhytmus für am meisten mehrheitsfähig hält. Diese halten dann Politiker und Journalisten für die höchste und alleinige Wahrheit, und sich selbst für so was von post-ideologisch. Die Tatsache, dass diese Algorhytmus-Gläubige so oft falsch lagen und liegen ändert allerdings nichts an ihrer Überzeugung, den Heiligen Gral gefunden zu haben. Im Gegenteil, sie werden immer verbohrter und von sich selbst überzeugter. Nicht sie irren sich, nein, der blöde Wähler tut es. Die Folge davon ist, dass die selbsternannten Experten immer häufiger völlig daneben tippen.

Sie haben nämlich verlernt, die richtigen Fragen zu stellen. Sie geben sich ihre Wunsch-Antworten auf Fragen, die keiner von ihnen stellt. Dann ziehen sie Schlüsse, die ihre bisherige Haltung nur bestätigen. In ihrer durch und durch ideologisierten Welt sind Zweifel nicht erlaubt. In der Folge zweifeln immer mehr Menschen an ihnen, wie Umfragen bestätigen. Von Tugenden wie Bescheidenheit und Unparteilichkeit nach wie vor keine Spur. Im Gegenteil, jetzt drehen sie noch doller auf. Statt dieses billige Beschimpfen und Beschuldigen des Wählers und Lesers zu unterlassen, und einzusehen, dass sie nur eine sehr begrenzte Ahnung vom Land haben, in dem sie arbeiten und vom Volk, dem sie dienen sollen, erhöhen sie ihren Einsatz noch. Sie – die Journalisten wie die Politiker – müssen uns wieder ernst nehmen, wenn sie noch in der Zukunft Wähler und Leser haben wollen.

2 Kommentare »

  1. […] Woche habe ich über die Lügenmedien und ihre Arroganz geschrieben. Und gerade eben hat sich Trump diese Lügner vorgeknöpft. Die „30 bis 40“ […]

    Pingback von Trump knöpft sich die Lügenjournalisten vor | Willanders - Rechts vor Links — 22. November 2016 @ 10:55 | Antworten

  2. Hat dies auf volksbetrug.net rebloggt.

    Kommentar von feld89 — 15. November 2016 @ 21:19 | Antworten


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